01.10.2020 | Seltene Erkrankungen | Leitthema
Schwerpunktsetzung in der Kinder- und Jugendchirurgie
Wäre eine regionale Bündelung von Eingriffen bei seltenen Erkrankungen sinnvoll?
verfasst von:
DI Dr. Gerhard Fülöp
Erschienen in:
Pädiatrie & Pädologie
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Sonderheft 3/2020
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Zusammenfassung
Von den jährlich insgesamt rund 220.000 akutstationären Aufenthalten von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren werden rund 10,6 % (rund 23.500) über Abteilungen für Kinder- und Jugendchirurgie (KJC) abgedeckt. Im Jahr 2018 waren etwas mehr als 1000 dieser Aufenthalte den relativ seltenen Krankheiten mit KJC-Indikation vorwiegend im thorakalen und gastrointestinalen Bereich zuzuordnen. Das bedeutet, dass bei insgesamt 7 derzeit aktiven KJC-Abteilungen für viele der hier relevanten medizinischen Einzelleistungen die – bei Erwachsenen häufig gewählte – jährliche Mindestfallzahl (n ≥ 10) nicht erreicht werden kann. Daraus ergibt sich die Frage, ob durch strukturplanerische Festlegungen (Standorte, Kapazitäten) und/oder durch die Festlegung von jährlichen Mindestmengen an KJC-Eingriffen bei relativ seltenen Krankheiten eine regionale Bündelung angestrebt werden soll. Nachdem derartige Maßnahmen in der Regel dann Akzeptanz finden, wenn ausreichende wissenschaftliche Evidenz für die qualitative Verbesserung des medizinischen Outcomes an Krankenhausstandorten mit höheren Fallzahlen vorhanden ist, müsste eine derartige Evidenz entweder über die Literatur oder aber durch entsprechende empirische Nachweise hergestellt werden. Auswertungen aus den in Österreich verfügbaren Routinedaten (Daten aus der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung) könnten den Aufbau eines KJC-Registers für seltene Erkrankungen unterstützen, das in der Folge derartige Nachweise sicherstellen könnte. Die Umsetzung einer regionalen Schwerpunktsetzung könnte entweder über eine freiwillige Abstimmung zwischen den Experten und Expertinnen der einzelnen KJC-Abteilungen erfolgen oder aber auch durch die Anwendung der Instrumente des Österreichischen Strukturplans Gesundheit: überregionale Versorgungsplanung bzw. Leistungsmatrix-stationär. Die beste Voraussetzung für eine derartige Weiterentwicklung wäre, dass möglichst alle Beteiligten von deren Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit überzeugt werden können.