01.09.2021 | UPDATE
Botulinum-Neurotoxin in der Schmerztherapie — Pharmakologische Grundlagen
Erschienen in: Schmerz Nachrichten | Ausgabe 3/2021
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Botulinum-Neurotoxine (BoNTs) sind die potentesten bekannten Gifte. Lange Zeit waren sie nur toxikologisch, hauptsächlich im Zusammenhang mit Lebensmittelvergiftungen, interessant. Seit den 1980er Jahren wurde ihre Fähigkeit, Skelettmuskulatur zu erschlaffen, zunehmend auch therapeutisch genutzt. Speziell Botulinum-Neurotoxin vom Serotyp A (BoNT/A) wurde zunächst für die Behandlung von Blepharospasmus und Dystonien verwendet, hat aber im vergangenen Jahrzehnt auch Anwendung in der Behandlung chronischer Schmerzzustände gefunden. Dazu gehören periphere und zentrale neuropathische Schmerzzustände und chronische Migräneformen. Das prototypische Wirkprinzip von BoNTs besteht in der irreversiblen Blockade der präsynaptischen Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin an der neuromuskulären Endplatte, was zu der beobachteten Muskelrelaxation führt. Ebenso wird die Acetylcholin(ACh)-Freisetzung aus autonomen Nervenenden gehemmt. Berichte über eine Schmerzreduktion nach BoNT-Injektionen bei Patient*innen mit Dystonie, ursprünglich rein der Muskelrelaxation mit Dekompression von Blutgefäßen und sensiblen Nerven zugeschrieben, führten in der Folge zu gezielten Untersuchungen über Anwendungsmöglichkeiten bei chronischen Schmerzzuständen. …Anzeige